“Ein kleiner Verein mit großen und innovativen Projekten mit riesiger Wirkung” – Jahresbericht 2023 J.E.W.S. Jew Engaged with Society e.V.

J.E.W.S. Jews Engaged with Society e.V. im Jahr 2023

Jahresbericht

Jahreshighlights:

— Umfassende Zusammenarbeit mit dem bayerischen Justizministerium

— Erste Schabbate für alle in München mit riesigem Zuspruch

— Einführung eines weiteren innovativen Gedenkformats: „begehbare Karte“

— Faces for the Names im KZ-Kaufering VII, Berlin, München

— Aufführung des israelischen Jugendorchesters Kiryat Ono mit deutsch-israelischen Jugendbegegnungen in München

Ein kleiner Verein mit großen Projekten mit riesiger Reichweite: so unser Verein, der 2023 ein unglaublich aktives und erfolgreiches Jahr erlebte.

Eindeutiges Highlight davon war die schöne Zusammenarbeit mit dem bayerischen Justizministerium. Schwerpunkt: „Widerstand in München“.

Dazu haben wir am 20. und 21. März „Faces for the Names Widerstand in München“ mit dem Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich am Justizpalast veranstaltet. Die Projizierung der Fotos von 25 Widerstandskämpfer:innen wurde vom Vorlesen der Biographien von Schüler:innen aus unseren Partnerschulen (siehe unten) begleitet. Ein Höhepunkt war das Vortragen des „Resistance Rap“ durch unseren ehemaligen Praktikanten Eloy Cicic.

Nach den Faces for the Names habe ich 50 Workshops in den Schulen abgehalten, um kreative Beiträge zu generieren für die großen Veranstaltungen im Justizpalast am 17. Juli (für Klassen 9 – 12) und 27. Juli (für Klassen 5 – 8) mit jeweils 180 jungen Teilnehmer:innen.

Diese Zusammenarbeit wird im kommenden Jahr intensiviert. Themen: „Frauen im Widerstand – Kämpfer:innen für Werte“ sowie „Reichtum des jüdischen Lebens in Bayern“ u. a.

Pädagogische Gedenkarbeit führen wir seit 13 Jahren zielstrebig durch. Mittlerweile ist unser Netzwerk sehr gewachsen. Dazu sagt J.E.W.S. „toda raba raba“ an folgende Schulen und an ihre Leitungen und Lehrkräfte: 

Anne-Frank-Realschule München

Evangelische Friedrich Oberlin Fachoberschule München

Gymnasium Ismaning

Gymnasium Weilheilm

Maria-Ward-Gymnasium Bamberg

Michaeli-Gymnasium München

Monte Balan Montessori Mittelschule München

Montessori Fachoberschule München 

Pestalozzi Realschule München

PvD Gymnasium Schifferstadt

SABEL Realschule München

St.-Anna-Gymnasium München

Wilhelm-von-Röntgen Realschule München

Insgesamt haben ca. 700 Schüler:innen 2023 bei unseren Projekten und Veranstaltungen mitgewirkt.

Nachdem wir im Oktober 2022 in Nordhausen (Thüringen) unser erstes Schabbat für alle abgehalten haben, war München an der Reihe: am 31. März im Kulturzentrum am Giesinger Bahnhof (mit ca. 130 Teilnehmerinnen, darunter Kantor Avitall Gerstetter aus Berlin sowie Musik vom Ensemble Zikoron und Paul Stowe), 22. Juli in der Ruhestraße in der Oberen Au (mit ca. 250 Teilnehmer:innen) sowie 15. Dezember im Spirituellen Zentrum St. Martin im Glockenbachviertel (mit ca. 90 Teilnehmer:innen). 

Diese Schabbate sind Vermittler unsers Vereinsmottos: „für ein freudiges Judentum in einem Europa der Vielfalt und Toleranz“. Diese Feste ermöglichen Begegnungen zwischen Juden und Nicht-Juden sowie den Abbau von Stereotypen und Vorurteilen. 

Häufig wird ein Schabbat mit einem vorangegangen Kochkurs (Israeli Streetfood) sowie Workshops abgehalten. So das Schabbat am 29. September in Schifferstadt in der Pfalz. Der Tag begann mit Workshops im Gymnasium in Schifferstadt. Danach gingen wir in eine Kirche, wo wir – Terry und Schüler:innen – für ca. 80 Gäste kochten. 

Sehr gerne veranstalten wir Schabbate mit und für Euch!

Am 7. Dezember kam noch ein absolutes Highlight: die erste begehbare Karte wurde mit Leben von den Schüler:innen, Lehrkräften sowie Eltern des St. Anna Gymnasium im Lehel mit Leben gefüllt. Die Karte ist 5 Meter x 5 Meter, aus PVC, und zeigt den Stadtbezirk Altstadt-Lehel samt allen Straßen. Im Stadtbezirk haben 1933 ca. 2000 Juden in 488 Gebäuden gewohnt bzw. gearbeitet.

Dementsprechend wurden 488 Davidsterne (Aufkleber) – auch Blumen sowie Fotos – auf der Karte angebracht. Die begehbaren Karten machen jüdisches Leben und das Gedenken zugänglich und erlebbar. Als Gedenkformat wird sie besonders von jungen Menschen geschätzt.

Bis Ende Januar 2024 werden wir ähnliche Projekte in den Stadtbezirken Au-Haidhausen sowie Giesing-Harlaching realisiert haben.

Nach Faces for the Names sowie dem Pop-Up Gedenkstand ist die begehbare Karte das 3. vom J.E.W.S. entwickelte Gedenkformat.

Mittlerweile haben wir ca. 120 Faces for the Names Abende in München, Berlin, Hamburg, Erlangen, Nordhausen sowie Rosenheim veranstaltet. Besonders bewegend: Faces for the Names K.Z. Kaufering VII am 16. April 2023. In diesem Camp alleine haben 23.500 Menschen – viele Juden aus Litauen – unter bestialischen Bedingungen geschuftet. Daran sind 6500 gestorben.

Auch sehr bewegend: Faces for the Names for the Victims of Hamas am 11. und 21. November im Gasteig Fat Cat sowie Gasteig Sendling HP8. Diese Veranstaltungen wurden von unseren Mitgliedern sowie Familien und Freund:innen aus Israel gewünscht. 

Bei diesen Faces for the Names ging es um Trauer um die Opfer, Sorge um die Geiseln, Mitgefühl für die Familien von Opfern und Geiseln sowie Solidarität mit Israel.

Ende März 2024 werden wir „Faces for the Names KZ-Mühldorf am Inn“ veranstalten. 

Ähnlich wie in Kaufering haben sich Tausende von Menschen zum Tode dort geschuftet. Das Projekt ist das erste zwischen J.E.W.S. und der renommierten Stiftung Bayerischen Gedenkstätten.

Im Juni war ich in den USA unterwegs. Ich hielt Vorträge in Holocaust-Zentren sowie Synagogen. Themen: Jüdisches Leben in Deutschland und Europa sowie die Stolpersteine / Individuelles Gedenken. Die Vorträge waren exzellent besucht. Am 16. Juni sprach ich vor 500 Mitgliedern der Temple Israel in Michigan, die mit ca. 10.000 Mitgliedern die größte jüdische Gemeinde auf der Welt ist.

Am 7. Juli trat das renommierte Kiryat Ono Jugendorchester aus Israel in der St.-Markus-Kirche in der Maxvorstadt auf. Wir J.E.W.S. – und vor allem Vorstand Gabriela Schneider – organisierten das sehr gut besuchte Konzert sowie den Begegnungsabend am 6. Juli. Er fand in der Aula der Montessori Oberschule statt. Insgesamt nahmen 100 Schüler:innen sowie Lehrkräfte daran teil. 

An dieser Stelle ein großes „danke schön“ an meinen Vorstandskollegen Kamil Plonka, der die Technik für Faces for the Names liefert und managt, Gabriela Schneider, die Verbindungen zu den jüdischen Gemeinden hält, sowie unsere Schatzmeisterin Ulrike Volles. Es war ein schönes und produktives Jahr mit Euch!

Terry Swartzberg

25. Dezember 2023